Reiten fordert nicht nur das Pferd, sondern auch den Reiter in hohem Maße. Balance, Kraft und Beweglichkeit sind grundlegende Voraussetzungen, um dem Pferd optimale Unterstützung zu bieten und sich harmonisch mit ihm zu bewegen. Die richtige Fitness verbessert die Haltung im Sattel, fördert die Kontrolle über die Bewegungen und wirkt sich positiv auf die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd aus. Wer langfristig über den Kauf eines Turnierpferdes nachdenkt, sollte seine eigene körperliche Fitness nicht vernachlässigen. Mit gezieltem Training lässt sich die Haltung verbessern und das Zusammenspiel mit dem Pferd optimieren.
Warum Fitness für Reiter wichtig ist
Fitness ist ein wichtiger Faktor, um das Gleichgewicht im Sattel zu halten und den Bewegungen des Pferdes flexibel folgen zu können. Ein ausbalancierter Reiter bleibt auch bei schnellen Manövern und Sprüngen ruhig im Sattel, was das Pferd unterstützt und ihm Vertrauen gibt. Kraft und Ausdauer sind ebenso entscheidend, da Reiten nicht nur die Körpermitte beansprucht, sondern auch die Arm- und Beinmuskulatur. Nur wer stabil sitzt und mit den Bewegungen des Pferdes mitschwingen kann, hat die Kontrolle über die Zügel und kann feine Hilfen geben. Gleichzeitig entlastet eine gute körperliche Verfassung das Pferd, da ein fitter Reiter weniger unbeabsichtigte Bewegungen macht und dadurch den Rücken des Pferdes schont. Die richtige Fitness reduziert zudem das Risiko von Muskelverspannungen oder Rückenproblemen, die durch einseitige Belastungen beim Reiten entstehen können. Mit einem durchdachten Trainingsprogramm lässt sich die nötige Beweglichkeit, Stabilität und Kraft aufbauen, die einen harmonischen und sicheren Sitz im Sattel gewährleisten.
Übungen für eine bessere Balance
Balance ist das A und O beim Reiten. Eine stabile Körpermitte sorgt dafür, dass der Reiter den Bewegungen des Pferdes folgen kann, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten. Gleichgewichtsübungen wie das Balancieren auf einem Balancekissen oder einem Gymnastikball trainieren die Körpermitte und stärken die Tiefenmuskulatur. Hier einige einfache Übungen:
- Einbeinstand: Auf einem Bein stehen und das Knie des anderen Beins anheben. Diese Übung verbessert das Gleichgewicht und stärkt die Muskeln rund um die Hüfte.
- Standwaage: Aus dem Einbeinstand den Oberkörper nach vorn beugen und das andere Bein nach hinten strecken, bis der Körper eine gerade Linie bildet. Diese Übung stärkt die Balance und die Muskulatur im Rumpf.
- Seitliches Balancieren: Sich seitlich auf ein Balancekissen stellen und die Balance halten. Diese Übung trainiert die Beinmuskulatur und verbessert die Stabilität im Sattel.
- Beidseitiges Balancieren auf dem Ball: Sich auf einen Gymnastikball setzen und versuchen, ohne Festhalten die Balance zu halten. Diese Übung schult die Tiefenmuskulatur und die Koordination.
- Plank auf dem Balancekissen: In die Plank-Position gehen, die Unterarme auf ein Balancekissen legen und die Position halten. Diese Übung trainiert Bauch und Rücken.
Durch regelmäßiges Balancetraining lässt sich die Reitersitzfestigkeit stärken, was sowohl dem Reiter als auch dem Pferd zugutekommt.
Krafttraining für Reiter
Neben der Balance ist Kraft entscheidend, um den Körper stabil zu halten und die Hilfen gezielt einzusetzen. Besonders die Körpermitte, die Oberschenkel und die Rückenmuskulatur benötigen regelmäßiges Training, um eine gute Haltung im Sattel zu ermöglichen. Hier einige gezielte Kraftübungen:
- Plank: Die Plank ist eine hervorragende Übung, um die Körpermitte zu stärken. Den Körper auf den Unterarmen und Zehenspitzen abstützen und die Position halten. Diese Übung trainiert Bauch und Rücken gleichzeitig.
- Kniebeugen: Kniebeugen stärken die Bein- und Gesäßmuskulatur, die beim Reiten oft beansprucht wird. Die Übung hilft, eine stabile Position im Sattel zu halten.
- Rudern mit Widerstandsband: Ein Widerstandsband um eine feste Struktur wickeln und beide Enden festhalten. Die Arme in Ruderbewegungen anziehen. Diese Übung stärkt die Rückenmuskulatur und verbessert die Haltung.
- Seitlicher Ausfallschritt: Ein Bein zur Seite ausstrecken und den Oberkörper in die Ausgangsposition zurückdrücken. Seitliche Ausfallschritte stärken die seitlichen Oberschenkelmuskeln.
- Klimmzüge: Klimmzüge trainieren die Schulter- und Rückenmuskulatur, die für eine ruhige Hand und eine gute Haltung am Pferd wichtig sind.
Gezieltes Krafttraining unterstützt dich dabei, stabil im Sattel zu bleiben und die Bewegungen des Pferdes aktiv zu begleiten.
Beweglichkeit verbessern
Beweglichkeit ist wichtig, um locker im Sattel zu sitzen und den Bewegungen des Pferdes zu folgen, ohne steif zu wirken. Flexibilität in der Hüfte, im unteren Rücken und in den Beinen hilft, die Feinabstimmung zwischen Reiter und Pferd zu verbessern. Dehnübungen sind hierbei besonders hilfreich, um eine größere Beweglichkeit zu erreichen:
- Hüftdehnung: Im Ausfallschritt das hintere Knie auf den Boden absenken und das Becken leicht nach vorne drücken, bis eine Dehnung in der Hüfte spürbar wird.
- Oberschenkeldehnung: Im Stehen das Fußgelenk des rechten Beins fassen und die Ferse zum Gesäß ziehen, bis eine Dehnung im vorderen Oberschenkel spürbar wird.
- Rückenbeugung im Sitzen: Im Schneidersitz den Oberkörper nach vorne neigen und die Arme lang nach vorne strecken. Diese Übung dehnt den unteren Rücken.
- Schulterdehnung: Einen Arm vor den Körper führen und mit dem anderen Arm den Ellenbogen leicht ziehen, um die Schulter zu dehnen.
- Katzen-Kuh-Übung: Auf allen Vieren abwechselnd den Rücken runden und in die Gegenrichtung wölben. Diese Übung fördert die Beweglichkeit der Wirbelsäule.
Regelmäßiges Dehnen lockert die Muskulatur und fördert eine entspannte Haltung im Sattel.
Die Rolle der Ausdauer
Auch Ausdauer spielt beim Reiten eine wesentliche Rolle, da lange Trainingseinheiten den Kreislauf belasten und eine gewisse Grundfitness erfordern. Joggen, Radfahren oder Schwimmen eignen sich hervorragend, um die Ausdauer zu verbessern. Wer ein Turnierpferd kaufen, sollte sich frühzeitig auf die körperliche Beanspruchung einstellen, die regelmäßige Trainingseinheiten erfordern. Ein guter Ausdauerspiegel unterstützt nicht nur das Herz-Kreislauf-System, sondern hilft auch dabei, während des Reitens eine konstante Leistung zu erbringen, ohne schnell zu ermüden. Bei intensiveren Trainingseinheiten bleibt die Herzfrequenz stabiler, und die Atmung passt sich besser an, was das Reiten angenehmer macht. Ausdauertraining fördert außerdem die Durchblutung der Muskulatur, was Verletzungen vorbeugt und die Erholung nach dem Training unterstützt.
Interview mit einem Reitsport-Trainer
Für Einblicke in die besten Fitnessstrategien für Reiter haben wir mit Martin Weber, einem erfahrenen Reitsport-Trainer, gesprochen.
Wie wichtig ist Fitness für Reiter?
„Fitness ist absolut entscheidend, um das Pferd bestmöglich zu unterstützen. Ein fitter Reiter hat mehr Kontrolle und kann dem Pferd feiner und sicherer helfen.“
Welche Übungen sind besonders wichtig?
„Ich empfehle Balanceübungen und ein gutes Bauchmuskeltraining. Die Stabilität der Körpermitte ist entscheidend für einen ruhigen und ausbalancierten Sitz.“
Wie hilft Ausdauertraining beim Reiten?
„Ausdauer ist ein Faktor, der oft unterschätzt wird. Lange Trainingseinheiten erfordern viel Kraft und Konzentration. Ein Reiter, der sich schnell erschöpft, kann das Pferd nicht gut unterstützen.“
Ist Krafttraining auch für Reiter sinnvoll?
„Ja, gezieltes Krafttraining, vor allem für Beine und Rücken, macht einen großen Unterschied. Es sorgt für einen stabilen Sitz und hilft, das Gleichgewicht zu halten.“
Wie sieht es mit der mentalen Stärke aus?
„Mentale Stärke ist enorm wichtig. Reiter, die konzentriert und ruhig bleiben, strahlen das auf das Pferd aus. Atemübungen und Meditation sind hier eine gute Ergänzung.“
Welche Rolle spielt die Flexibilität?
„Flexibilität hilft, die Bewegungen des Pferdes mitzugehen, ohne zu verkrampfen. Dehnen ist daher Teil des Trainingsplans meiner Reiter.“
Danke, Martin, für deine Tipps und die wertvollen Einblicke!
Ein starker Körper für mehr Reitererfolg
Gezielte Fitnessübungen für Reiter bringen Vorteile, die weit über die Verbesserung der Reithaltung hinausgehen. Eine starke Körpermitte, eine ausgeprägte Balance und die nötige Beweglichkeit unterstützen den Reiter im Sattel und stärken die Verbindung zum Pferd. Wer ernsthaft über den Kauf eines Turnierpferdes nachdenkt, wird mit einer durchdachten Fitnessroutine die besten Voraussetzungen schaffen, um mit seinem neuen Partner erfolgreich durchstarten zu können.
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