Teer ist mehr als nur ein Relikt vergangener Baustandards – er ist ein unsichtbares Risiko für alle, die mit Sanierungsarbeiten zu tun haben. In Gebäuden, auf Dächern und unter Böden schlummern noch heute teerhaltige Materialien, die beim Rückbau zur gesundheitlichen Belastung werden können. Wer hier nicht mit Expertise und Schutzmaßnahmen arbeitet, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern auch andere. In diesem Beitrag erklären wir, wie gefährlich polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) tatsächlich sind, welche typischen Fehler vermieden werden müssen – und warum fundiertes Wissen im Umgang mit kontaminierten Baustoffen lebenswichtig ist.
Das unterschätzte Erbe alter Baustellen
In vielen Gebäuden, die vor den 1980er-Jahren errichtet wurden, finden sich bitumen- oder teerhaltige Materialien. Diese wurden in Abdichtungen, Bodenbelägen, Dachbahnen oder Klebstoffen verarbeitet – meist ohne sichtbare Warnzeichen. Doch was Jahrzehnte lang als Standard galt, entpuppte sich später als tickende Zeitbombe für die Gesundheit. Besonders kritisch: PAK, die in Teer vorkommen, stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, die Atemwege zu reizen und Hautkrankheiten auszulösen.
Problematisch wird es dann, wenn diese Baustoffe beim Rückbau freigelegt oder entfernt werden. Denn durch Sägen, Bohren oder Schleifen gelangen gefährliche Partikel in die Raumluft – und ohne ausreichende Schutzmaßnahmen auch in die Lungen der Arbeiter. Wer hier nicht fachkundig handelt, riskiert langfristige Schäden.
Wo Teerstoffe heute noch lauern
Typisches Bauteil | Mögliche Belastung mit PAK |
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Alte Dachbahnen | Teerhaltige Bitumenmischungen |
Bodenbelagskleber | Kleber auf Teerbasis |
Parkettunterlagen | PAK-haltige Filz- oder Pappenlagen |
Kellerabdichtungen | Schwarzdecken mit Teeranteilen |
Estrichmassen | Bindemittel mit PAK-Zusätzen |
Viele dieser Materialien sehen harmlos aus, riechen nicht auffällig und zerbröseln erst bei Bearbeitung. Das macht sie besonders tückisch.
Warum Wissen hier schützt – und Leben sichert
Wer mit solchen Materialien arbeitet, braucht mehr als Handschuhe und Atemschutz. Was zählt, ist Fachkunde – also die Fähigkeit, potenziell gefährliche Stoffe zu erkennen, korrekt zu beurteilen und nach klar definierten Verfahren auszubauen. Denn auch die besten Schutzmaßnahmen greifen nur dann, wenn sie richtig angewendet werden.
Genau hier kommt die TRGS 551 ins Spiel – eine Technische Regel für Gefahrstoffe, die den Umgang mit teerhaltigen Produkten regelt. Sie legt fest, wie Schutzmaßnahmen geplant, dokumentiert und durchgeführt werden müssen. Besonders relevant ist das für Unternehmen und Fachkräfte, die Rückbau- oder Sanierungsarbeiten übernehmen. Ohne den entsprechenden Fachkundelehrgang, der gemäß dieser Regel aufgebaut ist, dürfen bestimmte Arbeiten gar nicht erst durchgeführt werden.
Zwischen rechtlicher Pflicht und persönlicher Verantwortung
Der Gesetzgeber verlangt heute in vielen Fällen den Nachweis einer Schulung. Wer keine Fachkenntnisse hat, handelt fahrlässig – und kann im Schadensfall haftbar gemacht werden. Doch unabhängig von juristischen Vorgaben geht es auch um menschliche Verantwortung. Die Erfahrung zeigt: Viele gesundheitliche Belastungen entstehen nicht durch Unwissen – sondern durch falsche Einschätzung der Gefahr.
In vielen Betrieben ist der Umgang mit Altmaterialien noch immer Routine – aber nicht auf dem aktuellen Stand des Arbeitsschutzes. Dabei können schon einfache Fehler fatale Folgen haben: Kein Unterdruck im Arbeitsbereich, keine geeignete Schutzkleidung, keine sachgerechte Entsorgung – all das sind häufige Schwachstellen, die nur durch fundierte Schulung vermieden werden können.
Vom Risiko zur Lösung: So geht sichere Sanierung
Wer teerhaltige Baustoffe sicher entfernen will, braucht ein durchdachtes Vorgehen. Der Ablauf sieht in der Praxis so aus:
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Erstbewertung: Besteht Verdacht auf teerhaltige Materialien?
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Analyse: Materialprobe nehmen und im Labor prüfen lassen.
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Planung: Sanierungsmaßnahmen unter Berücksichtigung der Schutzstufen festlegen.
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Schulung: Nur qualifiziertes Personal darf die Arbeiten ausführen.
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Durchführung: Unter Einhaltung aller Vorschriften und unter Kontrolle.
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Dokumentation: Alle Schritte schriftlich festhalten, Nachweisführung sicherstellen.
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Entsorgung: Fachgerecht, mit Abfallnachweis.
Besonders wichtig ist dabei die Qualifikation. Hier setzen Online-Fachkundelehrgänge nach TRGS 551 an: Sie ermöglichen es, ortsunabhängig das nötige Wissen zu erwerben – praxisnah, rechtssicher und anerkannt.
Schutz fängt beim Verstehen an
Teerhaltige Baustoffe lassen sich nicht immer vermeiden – aber ihr Risiko lässt sich kontrollieren. Der Schlüssel dazu liegt in der Kombination aus Wissen, Aufmerksamkeit und Disziplin. Wer gelernt hat, Gefahren frühzeitig zu erkennen und mit Respekt zu behandeln, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch Kolleg:innen und Kund:innen.
Dabei hilft die richtige Schulung nicht nur bei der Gefährdungsbeurteilung – sie schärft auch das Bewusstsein für eigene Sicherheitslücken. In vielen Fällen ist es der Aha-Effekt im Lehrgang, der spätere Fehler vermeidet. Und genau das macht Fachkunde so wertvoll.
Der Preis der Unwissenheit
In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Fälle dokumentiert, in denen der unsachgemäße Umgang mit PAK-haltigen Baustoffen zu ernsten gesundheitlichen Schäden führte. Von langwierigen Hautekzemen über Atemwegserkrankungen bis hin zu bestätigten Krebsdiagnosen. Häufig war Unwissen der Auslöser – manchmal auch Nachlässigkeit. Für viele Betroffene kam die Erkenntnis zu spät.
Deshalb ist Aufklärung keine Option – sondern Pflicht.
Wenn Vorsorge zur Routine wird
Gesundheitsschutz am Bau funktioniert nur dann, wenn er mitgedacht wird – von der ersten Planung bis zum letzten Handgriff. Und je besser die Mitarbeitenden geschult sind, desto zuverlässiger funktioniert das. TRGS 551 liefert dafür einen strukturierten Rahmen – aber entscheidend bleibt immer der Mensch, der mit dem Wissen umgeht.
Gerade weil viele Gefahren nicht sichtbar sind, braucht es klare Standards, nachvollziehbare Prozesse und kontinuierliche Weiterbildung. Nur dann wird aus einem Risiko ein beherrschbarer Faktor.
Erfahrungsbericht: „Ohne Schulung hätte ich das Risiko nie erkannt.“
Bauleiter Thomas K. aus Dortmund hat über 20 Jahre Berufserfahrung – doch ein Sanierungsprojekt in einem Altbau hat ihm deutlich gemacht, wie schnell Routine zur Gefahr werden kann. Erst ein Online-Fachkundelehrgang hat ihm die Augen geöffnet – und seine Arbeitsweise grundlegend verändert.
„Wir dachten, wir wüssten, was wir tun“
„Ich arbeite seit über zwei Jahrzehnten im Bauwesen, vor allem im Bereich Rückbau und Altbausanierung. Dass man beim Abriss vorsichtig sein muss – klar, das weiß jeder. Aber dass alte Bodenbeläge aus den 60er-Jahren ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellen können? Das war mir ehrlich gesagt nicht in dem Maße bewusst.“
Als Thomas mit seinem Team eine alte Lagerhalle zurückbauen sollte, stieß er auf einen schwarzen Belag unter dem Estrich – bröselig, kaum fest, aber mit starkem Geruch. Zunächst dachte niemand an teerhaltige Materialien.
„Wir hatten keine Ahnung, dass es sich dabei um PAK-belastete Kleberreste handeln könnte. Schutzanzüge hatten wir zwar dabei – aber keine spezielle Absaugung, kein geschlossenes System, keine Materialanalyse. Das war fahrlässig, wenn ich heute darüber nachdenke.“
Der Wendepunkt: ein verpflichtender Fachkundelehrgang
Kurz nach Projektstart meldete der Auftraggeber Zweifel an und forderte den Nachweis der fachlichen Qualifikation nach TRGS 551. „Ich habe ehrlich gesagt erst mal gegoogelt, worum es überhaupt geht“, erzählt Thomas. Er entschied sich für einen anerkannten Online-Fachkundelehrgang – aus Eigeninitiative, aber auch, um Folgeaufträge nicht zu gefährden.
„Im Kurs habe ich zum ersten Mal verstanden, wie aggressiv PAK sein können – und wie schnell man beim Rückbau gefährliche Stäube freisetzt, ohne es zu merken. Da wird einem echt anders.“
Was ihn besonders beeindruckte: Die Praxisnähe. „Man sieht echte Beispiele, bekommt Checklisten, lernt das richtige Vorgehen und wie man die Gefährdung einschätzt. Danach habe ich mein ganzes Team anders instruiert.“
Ein neues Bewusstsein für Sicherheit
Heute arbeitet Thomas mit klaren Prozessen – Verdachtsmomente werden dokumentiert, Materialproben vor Beginn genommen, Schutzmaßnahmen durchgezogen. Und: Das Team wird regelmäßig geschult.
„Früher dachte ich, Fachkunde sei etwas für Bürokraten. Heute weiß ich: Sie schützt uns. Hätten wir weitergemacht wie damals, wären wir gesundheitlich auf Dauer gefährdet gewesen.“
Thomas’ 3 wichtigste Learnings:
✔️ | Erkenntnis |
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✅ | Nicht jeder schwarze Belag ist harmlos |
✅ | Online-Kurse sparen Zeit – und bringen echtes Wissen |
✅ | Fachkunde schützt nicht nur rechtlich, sondern real |
Wer Bescheid weiß, bleibt gesund
Ob auf dem Dach, im Keller oder im Boden: Wer in Kontakt mit teerhaltigen Baustoffen kommt, steht in der Verantwortung – für sich, das Team und das Umfeld. Der beste Schutz ist nicht Maske oder Handschuh, sondern Verständnis. Wer weiß, was er tut, macht weniger Fehler. Und wer sich schulen lässt, schützt seine Gesundheit langfristig. Deshalb sollte Fachkunde nicht als Pflicht gesehen werden – sondern als Investition in Sicherheit.
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